Über mich
Oder: Das hat Yoga mit mir, das hat Yoga aus mir gemacht.
2010 wurde mein Mann von seiner Firma in die USA entsandt. Es war klar, dass ich ihn mit meiner Tochter Johanna dorthin begleiten würde. Also gab ich meine Position als Personalreferentin mit Verantwortung für 800 Mitarbeiter auf. Warum nicht in den USA weitere Berufserfahrung sammeln?
Dachte ich. Es stellte sich jedoch heraus, dass ich mich zunächst um eine Arbeitserlaubnis bewerben musste. Ich bekam sie erst nach zehn Monaten in Amerika.
Es war eine schwierige Zeit für mich.
In Amerika lernte ich Cara kennen – und Yoga. Cara lud mich ein, mit ihr Yoga zu praktizieren. Ich sagte zu, um nicht unhöflich zu sein; außerdem war sie eine wichtige Kontaktperson für mich. Trotzdem: Mit Yoga hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Berührung. Es war mir völlig fremd. Doch ich erkannte rasch, dass es mir sehr gut bekam. Ich fühlte mich danach frischer und voller Energie, mehr noch als nach den Jogging-Runden, die ich bis dahin gern absolviert hatte.
Zwischen Cara und mir entstand eine tiefe und vertraute Freundschaft, die bis heute anhält, auch wenn wir uns nicht regelmäßig sprechen können. Sie war meine erste Yoga Lehrerin. Ihre körperliche und psychische Kraft, ihr starker Wille und die Art und Weise, wie sie mit ihren Kindern umging, überzeugten mich.
Ich entschloss mich, eine Yoga-Ausbildung zu absolvieren. Bevor es losging, war ich drauf und dran zu kneifen, doch in der Rückschau weiß ich, es war eine der wichtigsten Entscheidungen in meinem Leben.
Kurz darauf kam das Angebot, in der Personalabteilung des Werkes anzufangen, in dem mein Mann Produktionsleiter war. Es war ein schwieriger Einstieg und wieder lernte ich etwas ganz Wesentliches, nämlich, mein Ego gehen zu lassen. Von der Personalverantwortlichen für ein ganzes Werk zur Mitarbeiterin in der Personalabteilung …
Und meine Ängste, zum Beispiel bezüglich der Job-Aussichten nach unserer Rückkehr nach Deutschland, schwanden mehr und mehr. Ich glaube, die Erfahrungen, die ich in den USA machte, nicht nur in Bezug auf Yoga, haben mich zu einem zuversichtlicheren Menschen gemacht.
Ich habe dann schließlich meine Stelle gekündigt und eine Yoga-Therapie-Ausbildung mitten in der Wüste Arizonas gemacht. Hier konnte ich von vielen beeindruckenden Lehrern erfahren, dass Yoga weit mehr ist, als den Körper zu bewegen.
Ich begann auch sofort zu unterrichten und machte eine weitere wichtige Erfahrung. Die Amerikaner schauen nicht so sehr auf Abschlüsse, sondern darauf, was jemand kann. Und sie verurteilen nicht, wenn du scheiterst, sondern sagen dir: Schön, dass du es versucht hast.
Die nächste berufliche Station meines Mannes war Rumänien. Dort lernte ich meinen späteren Lehrer und guten Yoga-Freund Avi kennen. Mit ihm habe ich mich im Therapeutischen Yoga und in der Arbeit mit Klienten weitergebildet.
Yoga verlangt daher, dass man, wenn man Ernst damit machen will, das Wesen und die Struktur der Welt zu verstehen, in der man sein Dasein hat, sich nicht auf Worte und und Erfahrungen verlassen darf, ob diese nun von einem selbst oder von anderen stammen, und dass man in einem Zustand verweilen soll, in dem die vorstellende Bewegung des Denkens zur Ruhe gekommen ist.
aus „Die Wurzeln des Yoga“ von O.W. Barth
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